Freiwilligenarbeit in Nepal - Erfahrungsbericht

Pflügen, pflanzen, Freunde finden - Freiwilligenarbeit in Nepal

(von Jodok, 28.03.2016)

Am 4. Januar 2016 reiste ich nach Nepal, um auf einem Landwirtschaftsbetrieb für zwei Monate einen Freiwilligeneinsatz zu leisten. Ich befand mich zu der Zeit gerade in meinem Zwischenjahr zwischen dem Abschluss des Gymnasiums und dem Beginn des Studiums. Da ich noch nie zuvor außerhalb Europas und auch nie in einem Austauschjahr war, flog ich mit großer Vorfreude und natürlich auch mit einer gesunden Portion Nervosität von der Schweiz ab. Nach meinem 10-stündigen Flug traf ich in Katmandu ein, wo ich am Flughafen sofort meine Kontaktperson fand, die mit einem Schild auf der anderen Straßenseite stand und mir sofort zurief.

Die ersten 4 Tage meines Einsatzes verbrachte ich dann in Katmandu bei Bijaya und Raj. Die beiden Brüder wohnen mit ihren beiden Frauen an der Stadtgrenze an einem der eher ruhigen Orte Katmandus, an dem man sich nach einem langen Flug super entspannen kann. In den weiteren Tagen unternahm ich diverse Ausflüge und Sightseeing-Touren mit Bijaya und einer deutschen Freiwilligen, die in einer anderen Gegend Nepals ebenfalls einen Freiwilligeneinsatz leistete. Bijaya konnte mir alle meine zahlreichen Fragen beantworten und ich hatte die nächsten paar Tage Zeit, durch Thamel zu laufen, diverse Tempel anzuschauen oder einfach nur auf dem Balkon ein Buch zu lesen. Am vierten Tag begab ich mich per Bus zu meinem Einsatzort in Khudi. Khudi ist ein kleines Bergdorf am Rande des Annapurnatreckinggebietes und ist gleichzeitig der 2. letzte per Bus erreichbare Ort. Dort traf ich sofort auf meinem Gastvater Krishna und lief zusammen mit ihm zu meinem Gasthaus, das zu Fuß etwa 15 Minuten von Khudi entfernt ist.

Die nächsten zwei Monate half ich Krishna und Lakshmi (Gastmutter) auf ihrem Hof aus. Sowohl Krishna wie auch Lakshmi sind extrem offenherzige Personen bei denen man sich sofort willkommen fühlt. Allgemein sind die Menschen in der ganzen Siedlung sehr fröhlich und offen und lassen einem mit Freude am eigenen Leben teilnehmen. Auf dem Hof half ich dann bei allen Arbeiten mit, die halt auf dem Feldbau und mit den Tieren so anfallen. Ich pflügte mit den Ochsen durch die Reisfelder, pflanzte Mais an, hackte Holz, beschaffte Futter für den Büffel, pflanzte und erntete Kartoffeln usw.

Da Lakshmi und Krishna schon unzählige Freiwillige bei sich hatten und ihre Söhne auch die Möglichkeiten haben viel zu reisen, sind alle Problemchen die anfallen könnten überhaupt kein Problem. Zum einen ist das Essen weitaus abwechslungsreicher als in den anderen Familien. Neben dem typischen Dhal-Bhat, also ein Gemisch aus Linsen und Reis, werden auch Tomaten, Ananas, Bananen und unzähliges Gemüse aus dem eigenen Garten gegessen. Allerdings musste ich mich darauf einstellen, 2-3 Mal pro Tag Reis zu essen. Es wird zwar versucht den Reis auf möglichst viele verschiedene Arten zu servieren, aber nach zwei Monaten bekommt man großen Appetit nach einer richtigen Pizza oder einfach nur einem Burger.

Da Nepal das Land der Feste und Feiertage ist, kamen diese natürlich auch nicht zu kurz. Ich besuchte zusammen mit der Gastfamillie verschiedene Tempel, eine Schulabschlussfeier, die für die Schüler gleichzeitig als Tanz/Singwettbewerb fungiert und nahm an verschiedenen nepalischen Ritualen teil. Zudem besuchte ich vier verschiedene Hochzeiten, bei denen auch immer viel Tanz und Musik dazugehörte. Wer einmal an einer Hochzeit in Nepal teilnehmen will, sollte Ende Januar bis Anfangs März nach Nepal reisen, da alle Nepalesen in dieser Zeit heiraten und praktisch jede Woche irgendwo in der Nähe eine Heirat stattfindet. 

Obwohl nur wenige Menschen im Dorf Englisch sprechen, war die Verständigung kein großes Problem. Krishna spricht sehr gebrochen Englisch, doch mit Händen und Füssen und einem Gemisch aus Englisch und Nepali waren nach 1-2 Wochen auch längere Gespräche über Kultur, Politik und Religion möglich. Zusätzlich wohnen auch junge Menschen im Dorf, die sehr gut Englisch sprechen können und mit denen man wunderbar Witze über nepalische Eigenheiten machen kann. Zudem war Opwendra, der fünfjährige Nachbarsjunge, ein Highlight während meiner kompletten Aufenthaltszeit. Jeden Tag galt es ihn durch neue Spiele und Mitbringsel von zu Hause zu beschäftigen, nachdem er am Abend von der Schule heimkam. 

Der Begriff Freiwillige trifft jedoch bei diesem Projekt nicht ganz zu. Wer mit dem Ziel fortgeht, irgendwo auf der Welt in einem Krisengebiet zu helfen, für den ist das das falsche Projekt. Die Zeit auf dem nepalischen Bauernhof würde ich eher als eine Art Austauschzeit bezeichnen. Für alle Personen die eine Zeit frei von Alltagsstress suchen und die Lust haben, eine komplett andere Kultur kennen zu lernen, ist dies genau der richtige Ort. Ich genoss jede Sekunde während meines Aufenthaltes und besonders die Menschen machen jeden Moment lohnenswert. Wer sich zum Beispiel darauf einlässt in einem fremden Land mit fremden Menschen eine Nacht zu tanzen, wird seine Zeit hier sicher nicht bereuen.

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