Freiwilligenarbeit in der Dominikanischen Republik - Erfahrungsbericht

Freiwilliger im Herzen der Dominikanischen Republik

(von Kevin, 10.09.2015)

Für vier Monate habe ich mein Leben in der Schweiz hinter mir gelassen und arbeitete als Freiwilliger in einem kulturellen Zentrum im Herzen der Dominikanischen Republik.

La Piedra ist ein kleines Dörfchen oberhalb von Boca Chiga mit knapp 5000 Einwohnern. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Viele kleine Einzelhändler, spielende Kinder auf der Straße und stets wird man mit einem Lächeln begrüßt. Auch wenn die Straßen nicht geteert sind, Hunde, Katzen und Hühner frei herum laufen und noch viele Häuser ohne Elektrizität sind, spüre ich doch wie hier die Lebensfreude deutlich größer ist als bei uns.

An meinem ersten Arbeitstag lernte ich den ganzen Aufbau rund um das Kulturzentrum kennen. Es handelt sich um ein mittelgroßes Schulgelände in der Mitte von La Piedra. Hier gibt es ein Basketball, Volleyballfeld, viele Gemüsegärten mit automatischen Bewässerungsanlagen, eine Küche die sich in einem alten Bus versteckt, ein Kindergarten, eine Schule, eine Unterkunft für mich und wer hätte das gedacht sogar ein Pool.

Mit dem Personal verstand ich mich vom Anfang an richtig gut und es entwickelte sich eine starke Freundschaft zwischen uns. Die Tage waren stets unterhaltsam und abwechslungsreich, oftmals war ich als Lehrer tätig und brachte den Kindern im Alter zwischen 3-9 Jahren schreiben, lesen, Englisch und Mathematik bei. An schulfreien Tagen beschäftigte ich mich damit dabei zu helfen Wasserleitungen und Wasserfilter zu installieren, fungierte als Dolmetscher zwischen den der Einheimischen und amerikanischen Besuchern oder half beim Ausbau der Schule. Tag für Tag wurde La Piedra mehr zu meinem zu Hause und die Leute mehr zu meiner Familie. Ich hatte sogar meinen eigenen Hund "Jimmy" der mir stets folgte und nicht mehr von meiner Seite wich.

Besonders gefiel mir das Projekt "Reunion de Jovenes" (Versammlung der Jugend) die Elias Severino Hernandez ins Leben gerufen hat. Jede Woche versammelt sich die Jugend von La Piedra schon selbständig und diskutiert über die Probleme und Lösungswege um das Leben der Menschen zu verbessern. Sie organisieren Spendenaktionen und restaurieren alte Häuser. Severino stupste den Stein der Jugend an und dieser Stein rollt und rollt und löst eine Lawine aus die mehr und mehr Jugendliche dazu begeistert sich um die Probleme des Landes zu kümmern.

Während meiner gesamten Zeit war kein Tag wie der andere. Ich sah wie sich Menschen gegenseitig halfen, wie sich die Jugend der Dominikanischen Republik gegen die Probleme des Landes erhebt, wie Menschen am Existenzminimum dennoch alles geben um dir eine Tasse Kaffee anzubieten zu können, ich sah die wunderschönsten Palmenstrände und die Häuser ohne Wasser und Elektrizität, die Kasinos und die Luxus Einkaufsstraßen und bettelnde Kinder, ich sah den Kapitalismus und Reichtum aber auch die Armut des Landes und ich sah wie sich eine kleine Gemeinde dank Severino der Neuzeit fügen kann und der rasend schnellen Zeit in der wir leben folgen kann. Das alles habe ich gesehen und war ein Teil davon und dafür bin ich so unendlich dankbar.

Severino war während der gesamten Zeit wie ein Vater für mich, er zeigte mir das man aus einem Traum eine Idee machen kann und aus einer Idee ein Projekt das dann die Welt verändern kann, darum: "Halt immer an deinen Träumen fest."

Ich danke zudem allen die mich in meiner viel zu kurzen Reise begleitet haben und von denen ich so viel lernen durfte. Ich kam eigentlich hier her um zu helfen doch in Wahrheit haben die Leute die hier leben mir viel mehr geholfen. Diese Zeit hier wurde ein Teil von mir und wird mir für immer als gute Erinnerung bleiben.

Was bedeutet Armut eigentlich? Während meinen vier Monaten habe ich die Leute die hier leben niemals als Arm empfunden. Wer Reichtum an Geld misst ist ein Narr, Reichtum ist was wir in unsren Herzen tragen und was wir mit unsren Freunden und Familie teilen können. Ich hoffe, dass wir eines Tages erkennen und finden, was die Dominikaner schon längst gefunden haben. 

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