Freiwilligenarbeit in Thailand - Erfahrungsbericht

Meine Zeit in Chiang Rai

(von Sandy-Julia, 01.06.2015)

Mein Einsatzort war im Norden Thailands - Chiang Rai. Unsere Unterkunft ist aber eher außerhalb der Stadt, in Maeyao/Bandoi. Ursprünglich hatte ich mich fürs Betreuen im Kinderheim beworben, leider habe ich gemerkt, dass die Kommunikation Deutschland - Thailand oft nicht reibungslos klappt. Ich wurde nämlich statt ins Kinderheim an eine Schule geschickt. Also war ich Montags - Freitags von 8:30Uhr bis ca 16Uhr an einer Schule und habe Englisch unterrichtet, wobei ich nur 10 Unterrichtsstunden à 60 Minuten pro Woche habe. Ich habe alle Klassen, also 1.-6. Klasse unterrichtet. Einige hatte ich mit der Zeit im Griff, da ich über die Zeit die Schüler besser kennenlernen konnte und auch die passenden Lernmethoden gefunden habe.

Obwohl ich mich einigermaßen an den "Job" als Lehrerin gewöhnt habe, hat mir einfach die soziale Arbeit und eine nähere Verbindung zu den Kindern gefehlt. Deswegen habe ich mit unserer Ansprechpartnerin vor Ort, Sumalee, gesprochen und schon habe ich einen Platz in einem Waisenhaus gefunden, nur 10 Minuten mit dem Fahrrad von unserer WG weg.

Mit den Leitern des Heims habe ich ausgemacht, dass ich immer 3mal die Woche komme - von 17 bis 18Uhr. Ich muss sagen, dass es mir im Kinderheim um einiges besser gefallen als in der Schule. Es war nicht wirklich Unterricht, ich konnte frei wählen, welche Themen ich behandeln möchte und generell war alles viel lockerer. Nach dem Englischunterricht habe ich immer noch mit der Familie des Leiters zu Abend gegessen. Dadurch war alles schon von Anfang an viel familiärer und auch zu den Kindern hatte ich ein engeres Verhältnis als zu den Schülern.
 
Meine Woche hat sich natürlich mit viel Unterrichtsvorbereitung gefüllt - Arbeitsblätter, Präsentationen erstellen, Hausaufgaben korrigieren, etc. -, trotzdem hatte ich ziemlich viel Freizeit.
Von Januar bis Anfang April war ich in Thailand, davon habe ich gerade mal 5-6 Wochen gearbeitet, weil die Schulferien Mitte März begonnen haben. Ich habe mich schon sehr geärgert, dass ich das nicht vorher wusste, wann Ferien sind oder besondere Ereignisse stattfinden, deshalb kann ich euch nur sagen: Unbedingt googeln, wann Ferien in dem Land, wo immer ihr eventuell einen Freiwilligendienst oder Sonstiges machen wollt, oder wichtige Events. Dadurch, dass ich so wenig gearbeitet habe, habe ich die Schüler und Kinder, die ich ins Herz geschlossen habe kaum gesehen.
 
Besonders blöd ist aber das mit Songkran gelaufen, das thailändische Neujahrsfest das wirklich super fett gefeiert wird. Alle beschmeißen sich mit Wasser und das drei Tage lang: 13.-15. April. Mein Flug ging am 09. April. Wie sehr mich das aufgeregt hat kann man sich denk ich vorstellen. Bei der Arbeit mit den Schülern und den Kids aus dem Heim habe, ist mir erst klar geworden, wie wichtig Bildung ist. An der Schule, sitzen die Kinder sehr selbstverständlich im Klassenzimmer, schätzen aber gar nicht was für ein Glück sie haben. Stattdessen hören sie nicht zu, machen Unsinn im Unterricht und ärgern die Lehrerin aka mich. Dann sehe ich dreimal die Woche die Kinder, die so fleißig zuhören und bereit sind zu lernen, sich das aber nicht leisten können.
 
Das hat mich inspiriert und motiviert Kindern oder Menschen generell zu helfen, die wirklich Hilfe brauchen. Auf meiner gesamten Reise habe ich so viele Freundschaften gemacht - egal ob mit den anderen Freiwilligen aus der WG oder sogar mit Einheimischen - und für jede einzelne bin ich so dankbar. Mit vielen habe ich bis heute noch Kontakt.
 
Der kulturelle Austausch hat meine Augen weiter geöffnet und mir mehr Perspektiven gezeigt. Ich habe so viel auf meiner Reise gelernt, das kann ich alles gar nicht aufzählen. Aber ich kann sagen, dass ich für mich jetzt genauer weiß was ich in meiner Zukunft erreichen möchte und was mir im Leben wichtig ist.
 
Insgesamt waren die 3 Monate in Thailand wunderschön, aber wohl etwas zu kurz. Gerade als Chiang Rai mein Zuhause wurde, musste ich gehen. Ich habe es sehr bereut, dass ich mich nur für 3 Monate entschieden habe, aber vorher hätte ich niemals gedacht, dass es erstens so schnell vergeht und zweitens, dass ich mich da so wohlfühlen und einleben würde.
 
Ich kann nur jedem empfehlen nach dem Abitur oder Abschluss, was auch immer ihr macht, sich Zeit zu nehmen, Zeit für einen selbst. Das Ausland ist perfekt dafür, du bist auf dich allein gestellt, in einer fremden Umgebung mit fremden Leuten. Dadurch kannst du so viel lernen und wieder mit nach Deutschland nehmen. Wie und wo ihr das macht ist eure Sache, aber ich sag euch: Geht ins Ausland!! Wer sich traut auch auf jeden Fall länger als 3 Monate! ;)"

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