Freiwilligenarbeit in der Dominikanischen Republik - Erfahrungsbericht
Mein Dienst in einer Notaufnahme
(von Barbara, 02.02.2019)
Um meinen frühen Wunsch zu realisieren und einmal im Ausland zu arbeiten, bewarb ich mich um einen Freiwilligendienst in einem Krankenhaus in der Dominikanischen Republik. Als Krankenschwester war ich sehr interessiert an der Arbeitsweise, an den Möglichkeiten, die die Kollegen in einem lateinamerikanischen, noch als Entwicklungsland bekannten Staat haben. Wie aufgeregt war ich in der Zeit vor der Abreise. Hatte ich an alles gedacht? Was würde mich erwarten und welche Anforderungen würde man an mich stellen? Ich hatte dieses Land gewählt, weil ich Spanisch lerne und es anwenden und verbessern wollte.
Meine Reise begann also! Mit Verspätung und einem gehetzten Versuch den Weiterflug nach Santo Domingo zu erreichen – ich hatte Glück (mit einigen anderen Fluggästen). Nun saß ich im Flieger, konnte mich zurücklehnen. Ein Abenteuer begann – es war ein gut organisiertes Abenteuer.
In Santo Domingo wurde ich von Felix am Flughafen empfangen und zu meinem Hostal gebracht. Die Weiterfahrt nach Las Terrenas, auf der Peninsula de Samaná, sollte am nächsten Morgen stattfinden (da mein Flug für die letzte Busfahrt am Tag zu spät ankam). Die Fahrt über die Insel nach Norden gab mir einen ersten Eindruck von der Natur aber auch vom Leben in der Dominikanischen Republik, als ich z.B. die von Männern geführten Ochsen auf den Reisfeldern sah.
In Las Terrenas angekommen, wurde ich zu meiner Unterkunft gebracht – ein Appartementhaus für die Freiwilligen. Es waren Ferien und somit nur einige Freiwillige anwesend. In den folgenden Tagen musste ich mir immer wieder vergegenwärtigen, dass ich in der Dominikanischen Republik, in der Karibik war. Was für ein Gefühl! Was für ein Glück!
Nach dem Wochenende am letzten Tag des Jahres wurde ich zu meinem Arbeitsplatz in die Clinica Especializada begleitet. Der Vorstellung bei der Directora mit den erforderlichen Formalitäten folgte die Einweisung in meinen Arbeitsbereich, die emergencia – Notaufnahme der Klinik – ein für mich neuer Bereich, da ich in Deutschland in einer orthopädischen Fachabteilung tätig bin. Das war schon mal spannend und am ersten Tag genauso aufregend.
Eigentlich hatte ich gedacht, ich sei sprachlich relativ gut vorbereitet; nun musste ich feststellen, dass ich von den Unterhaltungen der Kollegen nur einzelne Wörter verstand. Die dominikanischen Kollegen sprechen bis auf eine Ausnahme (und wenige Ärzte) kein Englisch. Ich beobachtete die Kollegen und assistierte ihnen. Das wurde von Tag zu Tag mehr. Am Neujahrstag gab es reichlich zu tun und ich konnte mich bei Wundversorgungen einbringen, eine in Deutschland tägliche Aufgabe. Noch war ich etwas zurückhaltend, da ich von Anfang an sehen konnte, dass hier unter völlig anderen Voraussetzungen gearbeitet wird. Während in Deutschland Hygienerichtlinien und Standards allgegenwärtige Begrifflichkeiten sind, war es offensichtlich, dass die Kollegen in der Dominikanischen Republik mit anderen Mitteln und differenten Prioritäten arbeiten.
Im Laufe der Zeit konnte ich erkennen, dass es hier viele infizierte Wunden gibt, die aufwendig mit den vorhandenen Mitteln versorgt werden müssen. Nach täglichem Vokabelüben (vor allem fachspezifische) verstand ich die Wörter für Instrumente und Material und konnte somit dem Chirurgen sicher assistieren. Dass die Patienten regelmäßig zur Behandlung kamen, gab mir die Sicherheit, z. B. das erforderliche Material vorzubereiten. Es kamen auch viele Touristen mit Wunden oder sonstigen gesundheitlichen Problemen. Zwischendurch wurden Kompressen aus Gaze gefaltet und zur Sterilisation vorbereitet; Tupfer für Hautdesinfektion mussten täglich gestopft und in Alkohol getränkt werden.
Für die dominikanischen Kollegen wie für mich war eine gewisse Zeit für ein Kennenlernen und gegenseitiges Vertrauen unerlässlich. Es stellte sich auf beiden Seiten ein, so dass mir mit der Zeit mehr zugetraut wurde. Auch die sprachlichen Hürden konnten wir reduzieren. Wenn die Kollegen allerdings miteinander sprachen, hatte ich weiterhin Probleme. Mit mir sprachen sie deutlicher und langsamer – das half sehr!
Da ich in Deutschland als Stationsleitung Dienstpläne für mein Team schreibe, interessierte mich die Dienstplanung hier in der Notaufnahme natürlich auch sehr. Ich musste oft an meine Kollegen zu Hause und an die heimischen arbeitsrechtliche Bestimmungen denken. Im Gegensatz zum deutschen System wird in der Notaufnahme der Clinica in einem Zweischichtsystem gearbeitet. Man kann und sollte vielleicht keine Vergleiche anstellen. Ich konnte es allerdings nicht vermeiden, Organisation, Arbeitsweise und -mittel etc. miteinander zu vergleichen.
Das Zusammenleben mit den anderen Freiwilligen, die in unterschiedlichen Projekten tätig waren und noch sind, war für mich eine aufschlussreiche und informative Zeit, in der ich zusätzliches über das Leben und die Mentalität der Dominikaner erfahren konnte. Da alle, die vor mir in Las Terrenas waren, schon einige Monate dort verbracht hatten, bekam ich natürlich viele wichtige Informationen, die mir im Alltag geholfen haben. Ich war mit Abstand die Älteste unter den Freiwilligen, habe mich mit ihnen wohl gefühlt; wir hatten nette und gute Gespräche und haben auch Aktivitäten in der Freizeit unternommen, z. B. Geburtstagsfeiern und eine Wanderung zu den Wasserfällen von El Limón. Auch das war für mich ein wichtiger Aspekt für die Reise in die Dominikanische Republik. So bin ich nach Dienstschluss gerne noch an den ca. zehn Minuten entfernten Strand gegangen, der sich kilometerweit streckt.
Alles in allem war die Zeit in der Klinik eine gute Zeit für mich! Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich für dieses Abenteuer Freiwilligenarbeit in einem Krankenhaus in der Dominikanischen Republik entschieden habe! Vier Wochen sind allerdings eine zu kurze Zeit gewesen und ich wäre gerne länger in meinem Projekt geblieben, wenn es mir möglich gewesen wäre. Vielleicht werde ich im nächsten Jahr wieder eine Auszeit in Deutschland nehmen und ein Freiwilligenprojekt starten!